Der »Sinn« von Typographie

Aufmerksame Leser meiner Webseite haben vielleicht bemerkt, dass ich auch Mitglied der Typographischen Gesellschaft München (tgm) bin. Aber wie passt das zu einem Arbeitsfeld, dass ich oft als »industrielle Texterstellung« bezeichne, kann man sich dabei denn typographischen Schnickschnack, das Kümmern um richtige Anführungszeichen oder korrekt unterschnittene Buchstabenpaare, überhaupt leisten? Muss nicht alles dem Diktat des in begrenzter Zeit Machbaren unterworfen werden?

Ja, man kann! Vielleicht nicht mit höchster Priorität, aber im Rahmen des Machbaren sollte Typographie und die Gestaltung von Publikationen ganz allgemein eine Rolle spielen. Die typographischen Aspekte werden vielleicht nur von wenigen bewusst wahrgenommene, aber doch wirken sie. Wenn Sie darüber nachdenken… ist es nicht unerträglich langweilig und öde, die x-te in Arial gesetzte Publikation in Händen zu halten…

Das Thema aus etwas professoraler Sicht angegangen hat der Literaturwissenschaftler Roland Reuß aus Heidelberg in einem Artikel für die Neue Zürcher Zeitung, den ich allen, denen die Verständlichkeit ihrer Texte und Anleitungen am Herzen liegen, zum Lesen empfehle:

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2 Antworten zu Der »Sinn« von Typographie

  1. Sebastian Beck sagt:

    Die ausgestellte Faulheit und Ignoranz, oft orthographischen Ohnmachten beigesellt, ist zugleich auf der typografischen Mikroebene Symptom mangelnder Unterscheidungs- und also Urteilskraft, das Ende einer Entwicklung, die John Ruskin, einer der genauesten Beobachter solcher Prozesse, schon 1849 so zusammengefasst hat: «Stereotype Ungestaltheit, eingeschrumpfte Genauigkeit, verhungerte Akkuratesse, minuziöse Menschenfeindlichkeit.»

    Das spricht mir aus der Seele!

    Vielen Dank und ein schönes Wochenende!

  2. Klaus Daube sagt:

    Das einzige was mich an diesem famosen artikel in der NZZ (ja, dort bin ich förmlich drauf gesprungen) störte, ist die doch etwas gestelzte ausdrucksweise – siehe zitat im kommentar von Sebastian Beck.

    Selbst in den kursen, die ich an der ETH über FrameMaker gab, konnte ich mir nicht verkneifen, auf die übelsten typografischen sünden hinzuweisen (blocksatz ohne gute trennung etc.).

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