FrameMaker vs. InDesign

FrameMaker vs. InDesign

Diese Frage wird überraschenderweise immer noch gestellt. Die Überraschung liegt natürlich ganz auf meiner Seite, denn wenn man tagtäglich in der Materie steckt und mit beiden Produkten Erfahrungen gesammelt hat, ist die Antwort in 95% aller Fälle eindeutig. Wer sich allerdings auf Hörensagen verlassen muss, kann nach wie vor leicht verwirrt werden.

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12 Antworten zu FrameMaker vs. InDesign

  1. Volle Zustimmung. Besonders der Aspekt, dass Seiten bei Textmengenänderung nicht automatisch erstellt/gelöscht werden ist mMn ein wichtiges Kriterium für die technische Dokumentation, in der oft umfangreiche Dokumente mit häufigen Änderungen vorliegen.

    FM und ID haben sehr unterschiedliche Schwerpunkte. Ich bin froh, dass Adobe das realisiert hat – zwischendrin sah es ja so aus, als ob FM aufs Abstellgleis geschoben und nur ID gepflegt werden sollte, so als FM-Sparversion. Jetzt müssen es nur die Anwender auch realisieren…

  2. Thomas Böttiger sagt:

    In InDesign lässt sich alles schon mit Plug-Ins erreichen — in FrameMaker dagegen nicht (Typografie, abhängige Formate, Ebenen, Transparenzen…)
    Ich denke, das Hauptproblem ist eher der komplett andere Arbeitsprozess. Der ist in FrameMaker um Vieles gewohnter – weil er enger an der „Word“-Vorgehensweise liegt. ID kommt dem „Photoshop“-ler dagegen wesentlich eher entgegen.
    Sagen wir es mal so: Wer FM in einem Arbeitsumfeld einsetzt, das darauf abgestimmt ist, wird sich tunlichst hüten, einfach FM gegen ID zu tauschen. Das kann nicht funktionieren.
    Wer einen Prozess neu aufsetzt, bei dem es auch um optische Aufbereitung geht und andere CS3-Produkte ins Spiel kommen – der sollte tunlichst keinen FM da reinquetschen.

  3. @ Thomas: Das deckt sich ja mit dem Statement von Matt Sullivan. Bezüglich der Out-of-the-box-Ausstattung haben die FrameMaker-Fans genau das gleiche Problem wie die InDesigner: Beide Produkte können von Haus aus schon sehr vieles, aber so richtig prozesstauglich wird es wohl immer erst mit zusätzlichen Tools, Plugins oder Skripten. Und gegen letzteres gibt es – je nach Firmenphilosopie – teils noch erhebliche Widerstände; und sei es nur die IT-Abteilung, die sich keine weitere Arbeit mit Lizenzen aufhalsen möchte.

  4. Thomas Böttiger sagt:

    @ Michael: Du weißt es ja selbst aus eigener Erfahrung: die besten Tools/Plug-Ins und Scripts decken im gesamten Erstellungsprozess der Dokumentation nur einen Bruchteil ab. Entscheidend ist die effektive Organisation. Dazu zählt auch der Ausbildungsstand der eingesetzten Mitarbeiter. Ich bin mir ziemlich sicher, dass man hervorragende Dokumentationen auch mit LaTex hinbekommt – alleine, sich damit auszukennen, bevor die erste Seite aus dem Drucker rutscht, ist eine zeitraubende und kostentreibende Angelegenheit. Das dürfte auch der Grund sein, warum Adobe beispielsweise nicht den Illustrator zur Tech-Suite dazupackt. Wer mit Illustrator zurechtkommt, kann Pagemaker oder InDesign recht schnell, FM nicht.

  5. @ Thomas: Am Schluss vermischt du doch Ausbildungsstand (heikel, heikel!) und Tools. Ganz so rosig möchte ich die Ähnlichkeiten zwischen den CS3-Applikationen nicht sehen. Ein ähnliches User Interface vorzufinden bedeutet mMn nicht, dass man die Software auch ohne Einarbeitung sachgerecht bedienen kann. Bestenfalls bedeutet es, dass man schon weiß, wie Paletten etc. zu positionieren sind.

    Bezogen auf FrameMaker in Prozessen sehe ich es so: Statt einer zwei- bis dreitägigen Schulung zu allen möglichen Aspekten des Programms kommt man in einer konkreten Unternehmenssituation mit einem ausgearbeiteten Template auch mit einem halben oder ganzen Tag Schulung (neudeutsch: Teach-in) aus. Und schneller geht es weder mit Word noch mit InDesign, unabhängig von irgendwelchen Vorkenntnissen.

  6. Thomas Böttiger sagt:

    Ich habe mal telefonisch versucht, einem Anfänger zu erklären, wie er in FM ein Inhaltsverzeichnis aktualisiert. Nach einer halben Sunde meinte er dann: »Das ist aber sehr kompliziert!« Das ist es. Man macht sich das gar nicht so klar, wenn man täglich damit hantiert.
    Ich habe mich missverständlich ausgedrückt: mit »Ausbildungsstand« meinte ich den Kenntnisstand bezogen auf die einzusetzenden Werkzeuge. Adobe gibt sich große Mühe, alle CS3-Applikationen zusammen zu bringen (Dreamweaver bildet da eine Ausnahme). FM passt aber nirgends.
    Das mit dem halben Tag mag sein. Geld verdient man dann mit jeder Frage, die danach kommt: »Ich will aber den Zeilenabstand vergrößern in der Marginalie.«
    😉

  7. Und da sehen wir die unterschiedliche Herangehensweise: Bei Dokumentationsumgebungen wie ich Sie verstehe, ist kein Platz für »Ich will aber…«. Da gibt es definierte Elemente und Attribute oder Absatz- und Zeichenformate, aus, Schluss!

    So strikt geht es sicher nicht überall zu, aber wann immer Übersetzungen in mehrere Sprachen, ein Redaktionssystem oder regelmäßige Konvertierungen in andere Formate angesagt sind, konzentriert sich der Redakteur auf die Inhalte und alle »kreativen« Spielereien verbieten sich. Zwei Stunden am Layout gefeilt klingt nach wenig, aber bei 28 Sprachen sind es eineinhalb Wochen!

    Ich erinnere an Rohrstock oder XML?.

    PS: Mir liegen Typographie und schöne Bücher auch am Herzen, weshalb ich so gerne Projekte in anderen Schriften als Arial begleite. Aber manuelles Layout ist leider nur bei Einzelstücken machbar.

  8. Thomas Böttiger sagt:

    Ah, ich glaube wir haben da eine unterschiedliche Vorstellung von Redaktionen. Je mehr Leute am Produkt beteiligt sind, desto enger muss gefasst werden. Das geht nicht anders. In einer Redaktion, in der ein Einzelner oder zwei arme Leute sitzen, die sich unterschiedlichen Anforderungen aus Konstruktion, Vertrieb, Marketing, Geschäftsleitung usw. gegenüber sehen. können natürlich schlecht mit „Geht sicher, dauert aber erstmal…“ kommen. Die flüchten sich in irgendwelche Wordereien und scheuen die Auseinandersetzung mit vielen unterschiedlichen Tools, die jeweils eine hohe Einarbeitung erfordern. Zahlt ihnen ja auch keiner.

  9. F.-J. Knelangen sagt:

    Wenn es um Mikrotypographie geht, kann FM mit ID gar nicht mithalten. Wenn es um XML geht, kommt ID an FM nicht heran. Am vielseitigsten ist sowieso Word 🙂

    Wir hatten ID und Word im Einsatz und sind auf FM umgestiegen, weil wir modular arbeiten und große PDF-Dateien (+/- 3000 Seiten) erzeugen müssen – und weil man mit FM im Gegensatz zu reinen Automatismen wie XEP oder Antenna House noch letzte Änderungen am Layout vornehmen kann.

  10. Thomas Böttiger sagt:

    Eine weise Wahl. Hätte ich auch gemacht. 😉
    Andererseits schiebt mir ein Kunde eine 40-seitige Softwaredoku unter und will, dass die Firmenfarben sauber im Druck sind. Alleine ein Template in FM zu schrauben, hätte das Budget gesprengt…

  11. Peter Sauseng sagt:

    Schade ist halt, dass in FrameMaker wichtige typografische Basisfunktionen fehlen: Z.B. Erzwungener Blocksatz, Grundlinienversatz und benutzerfreundliche Absatzlinien. In dieser Hinsicht hat sich ja seit FrameMaker 4 nichts verändert.

  12. Blocksatz, so schön es manchmal wirkt, ist in mehrsprachigen Umgebungen oft schlicht zu teuer, denn: Blocksatz bedeutet Silbentrennung, und da keine Silbentrennung 100%ig richtig arbeitet, muss dies kontrolliert werden, was für 28 Sprachen de facto nicht finanzierbar ist.

    Grundlinienversatz gibt es, allerdings nicht im User Interface einstellbar. Dazu werde ich mal etwas schreiben.

    Die (bedauerliche) Tatsache, dass sich an den Layoutmöglichkeiten seit so langer Zeit nichts geändert hat, führt nun dazu, dass Anwender die Änderungen mit FrameMaker 8 unterschätzen. War es oft unerheblich, ob Sie nun mit Version 6, 7.0, 7.1 oder 7.2 gearbeitet haben, so ist es jetzt ein Schritt ohne Umkehroption, wenn Sie FrameMaker 8 und dessen Unicode-Möglichkeiten nutzen. Auf geht’s!

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