Schriften: Risiken und Chancen

Schriften, Schriftarten, TrueType, OpenType, PostScript, Type 1, Type 42, Fonts, Glyphen, Unicode, … und und und: Alles lästiger Kram?

Risiken

Neulich wollte ein Vista-Benutzer die Schriftart Arial Narrow mit Adobe InDesign verwenden. Und musste feststellen, dass diese Schrift in einigen Adobe-Anwendungen scheinbar keinen kursiven, fetten oder fett-kursiven Stil mehr hatte. Wie das? Nun, Microsoft hatte einen Fehler gemacht und beim damaligen Update der Arial Narrow gepatzt.

Wie? Update einer Schrift? Seit wann denn das? Nehmen wir das Beispiel der allgegenwärtigen Arial: Bei Microsoft gibt es eine Übersicht, welche Version mit welchem Produkt geliefert wurde, aber keine vollständige Dokumentation der Unterschiede:

Mit jeder Ausgabe von Windows wurde bislang eine neue Version der Arial ausgeliefert! Soll man darauf Dokumentationsprozesse basieren lassen? Ich rede nicht von Geschäftsbriefen, sondern von vielsprachigen Prozessen, bei denen wir uns darauf verlassen, dass auch der Druckvorgang am Ende zuverlässig in der gewünschten Qualität funktioniert.

Sie sehen: Nur auf den ersten Blick ist es eine gute Idee Schriften zu verwenden, die mit dem Betriebssystem geliefert werden.

Chancen

Es gibt aber auch Schriften, die nicht hinterrücks aktualisiert werden. Und es gibt mittlerweile in allen Prozessschritten die Möglichkeit, mit sehr viel mehr als nur den Windows-ANSI-Zeichen einer Schrift zu arbeiten.

Die Unicode-Fähigkeit von Programmen und das plattformübergreifende Format OpenType erlauben den Zugriff auf alle in einem Font enthaltenen Zeichen. Darüber hinaus darf jeder Font in der sogenannten Private Use Area (PUA) weitere Zeichen enthalten. Wer also einmal gründlich recherchiert, welche Schriftschnitte und Sonderzeichen denn benötigt werden, kann mit diesen Vorteilen rechnen:

  • Statt mit einem Wirrwarr an altmodischen und unbekannt versionierten Schriften zu arbeiten, könnten alle Dingbats (»symbolhafte und dekorative Glyphe«) sowie die benötigten Firmen- und anderen Logos in einer eigenen (zur Hausschrift passenden) Schriftart gesammelt werden.
  • Für die technische (und sonstige schriftliche) Kommunikation können dann vier (in Ziffern: 4) Font-Dateien ausreichen: Grundschrift, Kursive für Hervorhebungen, Fette für Überschriften, die genannte Symbolschrift für alle Sonderzeichen.
  • In der technischen Redaktion käme dann bei Bedarf noch eine monospaced Schrift für Code-Beispiele oder Ähnliches dazu.
  • Auch bei neu installierten Rechnern wäre ohne Frage klar, was in den Schriftenordner zu kopieren wäre.

Mein regelmäßiger Hinweis: Für Texte in chinesisch, japanisch, koreanisch und anderen komplexen (einschließlich den von rechts nach links laufenden) Sprachen müssen schon aus kulturellen Gründen individuelle Lösungen gefunden werden.

Zu teuer?

Eigene Schrift? Viel zu teuer! Klar, wenn Sie eine Schriftneugestaltung ins Auge fassen, sollten die Budgets gut gefüllt sein. Wenn aber gar nicht um Neugestaltung sondern nur um technische Aufbereitung geht, kann es passieren, dass Sie einen Auftrag selbst unterschreiben können. 🙂

Seit einiger Zeit bemüht sich FontShop in Berlin die Möglichkeiten von Schriftmodifikationen verständlich darzulegen. Auch wenn die Abteilung »Corporate Font« heißt, dürfen mittelständische Firmen dort anrufen. Oder Sie informieren sich vorab:

Weitere Informationen:

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