XML Prague 2010: XML-Editoren

Rückblick zu XML Prague 2010

Stéphane Sire von der École Polytechnique Fédérale de Lausanne brachte es im Vortrag »Authoring XML all the Time, Everywhere and by Everyone« ganz gut auf einen Nenner: Es gibt mehrere Ansätze, wie XML-Editoren aufgebaut sind, an welche Zielgruppe sie sich wenden:

Recht oft höre im Zusammenhang mit XML-Editoren den Wunsch nach Einfachheit, oft ausgedrückt durch die Beschreibung »So einfach wie Word« — wer sich schon einmal mit der Datenübernahme aus MS Word beschäftigt hat, für den ist der Widerspruch offensichtlich. In der Regel gemeint ist mit dieser Forderung, dass man dem Anwender keine XML-Tags zumuten möchte, aber dennoch korrektes XML erwartet.

Lightweight Markup Language

Die einfachste Form eines XML-Editors ohne Tags verwende ich in diesem Blog: Ich schreibe wie in einer reinen Text-E-Mail und verwende einige Konventionen. Leerzeilen bedeuten Absatztrennung, * plus Leerzeichen ist Listenanfang, ein oder mehrere # markieren Überschriften. Das ganze nennt sich Markdown und ist eine einfache Auszeichnungssprache (Lightweight Markup Language), wie sie zum Beispiel auch in Wikis verwendet werden. Hierbei wird reiner Text durch einen festgelegten Regelsatz in gültiges XHTML umgesetzt, die Freiheitsgrade sind durch die Regeln bestimmt. Aber natürlich setzt dies eine Verarbeitung der Dateien voraus, irgendeine aktive Komponente, die die Umsetzung vornimmt und visualisiert — und schon wird es manchem wieder zu kompliziert.

Web CMS

Eine andere Form einfacher XML-Editoren findet sich in Web-Content-Management-Systemen. Hier werden den Schreibenden oft Formulare angeboten, die eben nur die erlaubten Felder enthalten. Das ist dann Daten-zentriertes Bearbeiten, auch wenn es sich bei den Daten um Absätze eines Beitrags für die Webseite handelt. Natürlich steht auch hier eine aktive Komponente im Mittelpunkt, primär der Web-Server.

XTiger XML & AXEL

Ohne aktive Komponente geht es auch nicht bei der von Stéphane Sire vorgestellten pragmatischen Lösung namens XTiger XML & AXEL; hier in erster Linie JavaScript im Browser. Diese versucht nicht Entwickler-nah zu sein, sondern das Erfassen von Daten und Texten per Browser für möglichst viele Zielgruppen möglichst einfach zu ermöglichen. Die Lösung ist weniger mächtig als Xopus und nicht an die XForms-Technologie gebunden wie XSLTForms, sondern kennt bewusst einige Einschränkungen, die dem XML-Puristen nicht gefallen. Deswegen nenne ich es auch eine pragmatische Lösung.

Der Anwender sieht in seinem Browser eine Vorschau seines Dokuments und kann jederzeit jeden dafür vorgesehenen Textabschnitt anklicken und bearbeiten. Aber probieren Sie das doch einfach selbst einmal aus (ich empfehle für den Einstieg die Demos »Carte« und »Article«):

Ich persönlich finde den Ansatz recht gelungen und durch die Template-Orientierung ist auch die Anpassung an unterschiedliche Anwendungsfälle möglich. Natürlich nicht so einfach wie der Wechsel einer DTD oder eines Schema in einem reinrassigen XML-Editor, aber den wollen ja viele nicht…

PS1: Bei Markup-zentrierten Editoren gibt es eine große Auswahl auch kostenloser Produkte.

PS2: Ach ja, wer von MS Word nicht lassen will oder kann, für den habe ich die Lösung »Aspect« von Le-Tex in Leipzig entdeckt, die eine standardisierte Verarbeitung von Word-Dokumenten anbietet, nach PDF, ePub oder auch XML. Natürlich auch Server-basiert…

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