Archiv des Autors: Michael Müller-Hillebrand

Miramo kostenlos, warum?

Das Publishing-Tool Miramo kostet eigentlich €9500 und mehr. Die Miramo Personal Edition ist kostenlos, aber warum?

Vielleicht hilft ein kleiner Blick darauf, wie das Tool funktioniert. Alleine durch das Studium der mit Business-Lingo überfrachteten Webseiten wird das nicht ohne Weiteres klar.

Begonnen hat Miramo mit der Aufbereitung von Datenbank-Exporten in Textform. Diese wurden durch das Tool aufbereitet und schließlich mit einem FrameMaker-Template (einem leeren MIF-Dokument) zusammengeführt um so ein gefülltes Dokument zu erstellen. Etwas zeitgemäßer ist die Verwendung von XML als Ausgangsformat, wofür es auf der Webseite tatsächlich ein konkretes Beispiel gibt:

<?xml version="1.0" encoding="UTF-8" ?>
<MiramoXML Tfile="template.mif" Opdf="output.pdf" >
  <P format="bodyText">Hello World</P>
</MiramoXML>

Dieses MiramoXML wird zum Beispiel mit einer XSL-Transformation erstellt und enthält letztlich den gewünschte FrameMaker-Textfluss – also die Reihe von Absätzen mit allen enthaltenen Texten, Formaten, Tabellen, Abbildungen. Dahinter steckt eine gewisse einmalige Fleißarbeit, das Ergebnis ist ein ziemlich performantes System, mit dem sich den Regeln entsprechende formatbasierte FrameMaker-Dokumente erstellen lassen. Die können anschließend mit FrameMaker weiter bearbeitet oder (über FrameMaker und Distiller) als PDF gespeichert werden.

Die Konkurrenz

Der natürliche Konkurrent dieses Verfahrens sind XSL-FO-Prozessoren, bei denen der manuelle Eingriff wegfällt und dafür auch keine FrameMaker-Lizenz benötigt wird. Zudem sind die kommerziellen Versionen dieser Prozessoren günstiger, erst recht wenn man zu Miramo auch noch einen Lizenz für FrameMaker Server hinzurechnet. Vor daher ist Miramo also unter Druck.

Aber was ist mit der tollen Leistungsangabe auf http://www.miramox.com/?

Using Adobe’s high-end DTP package FrameMaker®, Miramo can produce documents at a rate of tens of thousands of pages per hour or over a million pages overnight.

1.000.000 Seiten pro Nacht sind bei einer großzügig berechneten Nacht von 16 Stunden immer noch 62.500 Seiten/Stunde. Ich durfte einmal ein hochgezüchtetes PDF-Publishing-Verfahren mit mehreren parallel arbeitenden FrameMaker-Instanzen bewundern, welches aus XML-Daten ca. 2.000 PDF-Seiten pro Stunde produzieren konnte. Bei den Miramo-Zahlen kann es sich folglich nur um die Zurverfügungstellung von FrameMaker-Dokumenten mit dem erwähnten Seitenumfang handeln. Marketing-Lingo also, das verschatten will, dass es völlig unmöglich ist, solche Volumina a) manuell nachzubearbeiten und b) auch nur annähernd in dieser Geschwindigkeit über PostScript und Distiller nach PDF zu speichern.

Ein einzelner XSL-FO-Prozessor kann auf Basis eines Praxistests mit einem durchschnittlichen Handbuch ca. 100–150 Seiten/Minute, also 6.000 Seiten/Stunde produzieren.

Mein Fazit

Wenn also die Informationen bereits in XML vorliegen und wenn große Volumina als PDF publiziert werden sollen, warum sollte jemand auf eine proprietäre Lösung wie Miramo mit FrameMaker und Distiller setzen, statt XSL-FO einzusetzen, wo es sogar die Auswahl zwischen verschiedenen Tool-Anbieter gibt (Apache FOP, Antennahouse Formatter, RenderX XEP)?

Aha, deshalb ist Miramo PE kostenlos…

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Schreckliche Layouts im Web?

Nachdem auch Adobe eingesehen hat, dass HTML5 zusammen mit CSS3 und JavaScript die Zukunft im Web, insbesondere für mobile Geräte, darstellt, wird dort nun eine Anwendung entwickelt, mit der quasi nach Flash-Manier animiert werden kann, das Ergebnis ist aber HTML. Die Anwendung Edge steht auf labs.adobe.com als mittlerweile dritte Preview zur Verfügung und ich hoffe, Sie dürfen schon IE9 einsetzen, denn meine kleine Demo sieht auf IE8 (und früher) nicht wie beabsichtigt aus:

(Anklicken zum wiederholen)

Direkter Link: https://cap-studio.de/edge/index.html

Aber wenn jetzt jeder – wie ich – einfach so mit Animationen herumspielen kann, wird er/sie das auch tun. Und was dabei herauskommt, haben wir schon in den Anfangsjahren des DTP und des Web gesehen…

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InDesign CS5.5 automatisieren

Im April erschien das Werk »InDesign automatisieren« von Gregor Fellenz. Jetzt hat der Autor den Ergänzungen der Version CS5.5 Rechnung getragen und ein Zusatzkapitel veröffentlicht, erhältlich auf InDesignBlog.

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Die Welt, wie wir sie kennen

Die Welt, wie wir sie in der Technischen Dokumentation heute kennen, sähe anders aus, hätten zwei Steves nicht Mitte der 1980er Jahre Desktop Publishing erfunden.

Bitte lesen Sie zum Tod von Steve Jobs Jürgen Sieberts Nachruf.

Ebenfalls empfehlenswert ist Steve Jobs’ Stanford Commencement Address aus dem Jahr 2005:

24.10.2011: Ich finde es nicht übertrieben: Celebrating Steve’s Life u.a. mit Norah Jones, Al Gore, Coldplay.

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Versionsvergleich und schlaue Fragen

Adobe hat einen (lange überfälligen) Vergleich der FrameMaker-Versionen 7.2 – 10 auf der Produktwebseite veröffentlicht, der den Eindruck hinterlässt, dass FrameMaker 7 ja wohl gar nichts konnte, sehen Sie selbst: Upgrade-Leitfaden FrameMaker.

Natürlich wissen wir über Vergleichstabellen Bescheid, alle Features, die es seit Jahrzehnten gibt und an denen auch nichts verbessert wurde, tauchen hier einfach nicht auf. Das erinnert mich an einen Leitfaden zur Produkt-Evaluation aus den 1990ern, für FrameMaker 3. Die folgende Liste der Fragen ist lang, Weiterlesen

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ExtendScript der Woche

Adobe kündigt eine Aktion namens »ExtendScript of the Week« an: http://blogs.adobe.com/techcomm/

Da bin ich sehr gespannt, denn bislang von Adobe veröffentlichte Skripte hielten nicht immer, was versprochen wurde (z.B. dieses). Es scheint eben doch ungemein hilfreich für die Programmierung praktisch nutzbarer Skripte zu sein, wenn man selbst Anwender ist.

Ich werde darüber auf http://www.framescript.eu/ berichten!

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Breiter, schneller, bunter

Einfache Graupappe mit einem lieblosen Kartoffeldruck ist […] immer weniger gefragt.

So tönt es aus dem Off bei einem Produktvideo zu den weltgrößten Bogenoffsetdruckmaschinen Rapida 185 und Rapida 205 der Koenig & Bauer AG (KBA) aus dem Werk Radebeul bei Dresden. KBA gilt auch als der älteste Druckmaschinenhersteller der Welt. Die YouTube-Playlist können Sie hier starten: Playlist Rapida 185 / 205 (de) (ignorieren Sie bitte die auf Dauer etwas aufdringliche Hintergrund-Muzak).

Warum erwähne ich das?

Zum einen sehe ich uns in der Dokumentation alle als Jünger der Gutenbergschen Technik, und die Maximierung auf Bögen von über zwei Meter Breite zeigt, wie weit diese Idee reichte.

Zum anderen wird in diesen Videos ein Menge durchaus geheimnisvoller Fachbegriffe verwendet, schreit das nicht nach sauberer Terminologiearbeit?

Zudem wird die Dokumentation für diese Maschinen tatsächlich mit FrameMaker erstellt, hätten Sie daran gezweifelt?

Und schließlich bin ich persönlich schon neben so einem viele Meter langen Ungetüm in der Werkshalle gestanden, das war überaus beeindruckend!

Und last but not least beeindruckt mich, wie das Unternehmen diese Filme in vier Sprachen produziert. Wir haben zwar alle nie so Recht an das papierlose Büro geglaubt, aber die Druckindustrie steht doch vor gewaltigen Herausforderungen, die hier aber durch Innovation mutig angegangen werden. Bravo!

Und noch eines…

Dass man mit Lacktürmen auch Düfte auftragen kann, lässt folgendes Video erahnen. Ab 2:15 geht es um den Druckprozess und bei ca. 2:30 erkennen Eingeweihte, dass es sich um eine (ältere) KBA-Maschine handelt; bewundern Sie auch den Weg des an der Maschine entlanglaufenden Bedieners:

Rätsel: Warum nimmt dieser Betrieb die Lackierung (mit oder ohne Duft) nicht gleich in der Druckmaschine vor? Bräuchten sie dafür eine neuere KBA Rapida?

Quizfrage: In der Folge »Rapida 185 / 205 Druck- und Farbwerke« der oben angegebenen Video-Playlist gibt es im Sprechertext einen Fehler. Bitte zunächst kodiert antworten, damit es spannend bleibt (z.B. durch Angabe der betroffenen Buchstaben im Sprechertext).

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Weitblick

Norbert Wiener

Neulich, gestern, auf unserem Chronik-Kalender:

Die Rechenautomaten haben etwas von den Zauberern im Märchen. Sie geben einem wohl, was man wünscht, doch sagen sie einem nicht, was man sich wünschen soll.
Norbert Wiener (1894-1964)

Was der amerikanische Mathematiker Norbert Wiener, der auch als Mitbegründer der Kybernetik gilt, hier von sich gibt, ziert auf unserem Chronik-Kalender das Bild eines IBM 5150 Personal Computer, der vor dreißig Jahren am 12.8.1981 vorgestellt wurde.

Wieners Weitblick beziehungsweise sein grundsätzliches Verständnis für Computer, deren Möglichkeiten und Grenzen erschließen sich unmittelbar, weil wir genau diese Feststellung tagtäglich aufs Neue bestätigt erleben.

Da passt es ins Bild, wenn ich in meinen Projekten in der Regel genauso viel Zeit auf das Klären des Wie, Warum, Weshalb verwende, wie ich anschließend benötige, dem Rechenautomaten das Erfüllen der Wünsche auch tatsächlich beizubringen.

Geht es Ihnen ähnlich?

(Quelle der Abbildung und Ausschnitte aus seinem Hauptwerk zum Beispiel auf http://www.wlan.org.uk/weiner2.htm)

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ExtendScript-Dokumentation verbessert

Vor wenigen Tagen hat das Team von Adobe zwei wichtige Ergänzungen für zukünftige (und sich schon jetzt damit plagende) Skript-Programmierer veröffentlicht, siehe ExtendScript: Dokumentation stark verbessert.

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Hauptmenü entschlacken

Vor allem bei Beamer-Präsentation mit (nur) 1024×768 Pixeln fällt auf, dass das Hauptmenü von FrameMaker insbesondere in der deutschen Fassung seeehr lang ist. Besonders wenn Sie FrameMaker (Strukturiert) verwenden. Wenn ich Programm-Symbol, Menüleiste, UI-Menü und Arbeitsbereiche-Menü in einer Zeile haben möchte, brauche ich ca. 1600 Pixel.

(anklicken für volle Breite)

Zugegeben: Scripts und FS kommen von FrameScript (aber geht es ohne?) und AXCM sowie InsetPlus sind weitere Plug-ins.

Übersicht schaffen im Hauptmenü

In der Regel werden Sie entweder mit S1000D oder mit DITA oder ohne beides arbeiten, aber nicht mit allem (auf einmal…?). Aber viele von uns können auf einige Menüpunkte verzichten, als da wären (nach Länge geordnet):

FrameScript bzw. ElmScript

Dieses Plug-in ist für viele unverzichtbar, aber der Platzbedarf im Menü lässt sich leicht einschränken. Wählen Sie FrameScript > Options, Menu Customization. Hier können Sie den Menubar Text frei wählen und sogar abschalten:

Schriftmenüs verbergen uns von diesem lästigen Menü befreit, können sämtliche zusätzliche Menüpunkte mit dem kostenlosen Skript von ITL namens »Plug-in-Menüs gruppieren« verwaltet werden. Für manchen lohnt es sich allein deswegen eine Registrierung als Benutzer bei ITL. Das Skript ist samt Beschreibung zu finden auf:

Auf diese Weise optimiert, lande ich bei 1309 Pixel:

Wie zu sehen ist, wird das Menü DITA von diesem Skript nicht erwischt. Wenn ich dies nach der unten geschilderten Methode deaktiviere, passt mein Hauptmenü in 1280 Pixel:

RoboHelp

Öffnen Sie im Explorer das Verzeichnis, in dem FrameMaker installiert ist, z.B. C:\Program Files (x86)\Adobe\AdobeFrameMaker10\*. Im Unterverzeichnis fminit\Plugins\ finden Sie Plug-ins, die automatisch installiert werden. Ändern Sie die Dateinamenserweiterung von RHFrameMakerServer10.dll zum Beispiel zu .dll_not* und nach einem Neustart wird dies Plug-in und damit der dazu gehörende Menüpunkt nicht mehr geladen.

S1000D

Öffnen Sie im FrameMaker-Installationsverzeichnis das Unterverzeichnis startup; die darin befindlichen ExtendScript-Skripte werden beim Start von FrameMaker ausgeführt. Ändern Sie die Dateinamenserweiterung von s1000dMenu.jsxbin zum Beispiel zu .jsxbin_not und nach einem Neustart wird dieses Skript nicht mehr ausgeführt und damit der dazu gehörende Menüpunkt nicht mehr eingerichtet.

DITA

Öffnen Sie aus dem Profilverzeichnis die Datei %appdata%\Adobe\FrameMaker\10\maker.ini und suchen Sie den Abschnitt [APIClients]. Wenn dieser noch nicht vorhanden ist, fügen Sie diesen Eintrag am Ende der Datei hinzu. Ergänzen Sie ihn um zwei Leereinträge für die DITA-Plug-ins:

[APIClients]
ditafm=
ditafm_app=

Das führt beim Neustart von FrameMaker zwar zu zwei Meldungen im Fenster FrameMaker-Konsole, ist aber technisch »sauberer«, als eine Änderung der maker.ini im Programmverzeichnis, da diese je nach Benutzerrechen in ein Schattenverzeichnis (VirtualStore) umgeleitet wird.

CMS

Legen Sie zum Beispiel auf Ihrem Desktop eine neue Datei customui.cfg mit folgendem Inhalt an:

>

Anschließend bewegen Sie diese Datei in den Ordner C:\Program Files (x86)\Adobe\AdobeFrameMaker10\fminit\configui\*. Warum so umständlich? Weil Sie nur auf diesem Weg aufgefordert werden gegebenenfalls das Administrator-Passwort einzugeben, direkt aus einem Texteditor kann es sein, dass die Datei im Schattenverzeichnis (VirtualStore)* gespeichert wird – ohne dass Sie das mitbekommen!

Weitere Menüs von Plug-ins

Was aber nun mit AXCM, InsetPlus, FrameSLT und den vielen anderen Menüeinträgen extrem nützlicher Plug-ins? Da kenne ich nur die Lösung mit dem Skript, siehe oben.

Konnte ich Ihnen mit diesen Tipps helfen?

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